herr chang & playschool

 

 

Glückskekse, Wasabi & Jackfruit-Eis... mit all diesen Dingen ist Lilly bestens versorgt, denn unter ihr ist ein China-Restaurant mit großem Aquarium in dem bunte Fische schwimmen und einliegendem China-Shop eingemietet. Hier ist immer etwas los und die Tochter des Besitzers ist im gleichen Alter, wie ihre Töchter. Gegenüber liegt eine Tanzschule und der Weg dahin ist ungefährlich, weil die Straße nur für die Anwohner in Schritttempo befahrbar ist.

 

 

Als die Mutter des chinesischen Nachbarn verstirbt nimmt Lilly am Gottesdienst teil und staunt über die Sitte, sich vor dem Sarg der Mutter auf die Knie und mit der Stirn auf den Boden zu begeben - vom Sohn. Auf dem Kirchplatz wird Sand aufgeschüttet für die Beach-Volleyball-EM, wo Sam einen Volleyball mit Autogrammen ergattert, als sie mit dem neuen silbernen Kinderrad dabei sind, zu lernen Balance auf dem beweglichen Ding zu halten und gleichzeitig die Pedale zu treten - bis er auch das Bremsen kann, läuft Lilly die Längen mit.

 

 

Hingegen werden die superaktiven und unermüdlichen Mädchen von ihrem Vater am Wochenende abgeholt und es geht ab zum Tennis, Reiten, Skifahren, zur Familie, ins Bad oder am Traunsee, Kirmes, Kino und Abendessen - Power pur. Die Sandwichtochter nimmt an einem Skikurs teil und bringt einen Pokal, genauso ist sie die erste mit dem roten Gürtel in TaeKwonDo bei dem originalen Meister Han und lernt Schlagzeug so schnell, dass sie selbst dabei heulen muss. Die Dinge fallen ihr leicht und ein Talent jagt das andere.

 

 

Hingegen hat die Jüngste keinen Bock mehr auf Gitarre-Unterricht und Lilly muss zum Lehrer. "Es ist alles vorhanden. Liegt es an mir?", fragt der schüchterne, aber schon erwachsene Strebertyp. Lilly weiß, dass sie jetzt Ruhe bewahren muss und tief durchatmen, damit nicht beiden das Lachen auskommt. Sie versichert ihrer Tochter, dass er es morgen schon vergessen hat und die Gitarre kommt in das Zimmer der Ältesten.

 

 

Die Abschlussfeier im Englischen Kindergarten steht an: Es wird gesungen, Rollenspiele aufgeführt, die Auntys geehrt und Lilly hält sich auf einem Stehplatz im Hintergrund, damit ihr nicht die Tränen nach drei Jahren täglichen Kontakten und dem tollen "Good-Morning"-Lied, verstecktem Essen in den Laden und Fangenspielen, der Auntys mit ihrem Sohn durch die ganze Anlage, direkt im Scheinwerferlicht über die Wangen laufen.

 

 

Als der Spot vor laufenden Kameras direkt auf ihren Sohn gerichtet ist, als er seiner Aunty einen Blumenstrauß überreichen soll, läuft er direkt mit folgendem Spot an ihr vorbei, durch die Zuschauerreihen bis zu Lilly und überreicht ihr die Blumen. Den spontanen Applaus der Eltern genießt er beim Zurückgehen.

 

Er verkauft in den Ferien auf der belebten Parallelstraße zur Landstraße seine selbst gemalten Bilder und nimmt für die Kunstblätter schon mal ein paar Euro ein. Als die Polizei um die Ecke biegt, sieht Lilly, wie er die selbst gebaute Tischplatte hinter den Zaun wirft und tut als ob nichts gewesen wäre.