Als der nachbar den baum...

 

 

"Was ist das für ein Geräusch?", fragt Lilly ihre 3jährige Tochter, die auch gerade aufgewacht ist und zum Balkonfenster rausguckt. "Wie eine Motorsäge.". Sie wundert sich, ob denn der Opa schon so früh morgens in ihrem Garten arbeitet und kultiviert sich, nachdem sie die Treppe runter, auf den kalten Fliesen im Gang bis zum sonnigen Bad im Erdgeschoß mit Blick auf die Zufahrt zur Garage mit dem großen Nebengebäude aus schwarzem Holz trippelt, am romantischen Waschbecken in Blumenform.

 

 

"Er würde nichts anfangen, ohne Bescheid zu sagen. Das muss wer anderer sein.". Lilly überlegt, was hier los ist, da sie ja keine direkten Nachbarn hat. Chris kommt auch runter mit ihrem Spielzeug in der Hand und checkt ihre Puppenküche ab, bevor sie vor der Terrassentüre steht und darauf wartet, dass sich diese endlich öffnet, was der Yorki bemerkt und zu ihr läuft.

 

 

Lilly trinkt einen Schluck Wasser in ihrer Traumküche im Landhausstil mit weißen Fronten und goldenen Knopfgriffen, die wunderbar in L-Form den großen Raum nutzt und im Stil von einem hellgrünen Kamin ergänzt wird. Sie stellt Wasser für den Tee auf und bevor sie durch die durchgebrochene Mauer mit eingebauten Regalen, die den Raum hin zum Wohnzimmer öffnet geht, sieht sie durchs Küchenfenster schon, was vor sich geht.

 

 

"Hallo Nachbar, schon morgens so aktiv?", begrüßt sie den schlacksigen Bauer mit weißem Haar auf dem er eine Baskenmütze trägt, während dieser mit einer lauten Motorsäge hartnäckig in die Rinde der großen, alten Birke schneidet und sie scheinbar wegen dem Lärm nicht hört. "Was macht der da?", fragt ihre Tochter, die in ihrem orangen Bikini und mit cooler Sonnenbrille schon den Wasserschlauch in der Hand hält, weil sie vom Opa gelernt hat, dass entweder früh morgens oder spät abends bewässert wird.

 

 

Der Hund springt übermütig Lilly entgegen, weil er sein Geschäft am Rand großen Gartens bei einem kleinen Schuppen hinter der Garage erfolgreich verrichten konnte. Sie lobt ihn kurz. Direkt neben ihrem Zaun steht diese wirklich beeindruckend große, blätterreiche Birke, die an der Südseite in der Mittagssonne luftigen Schatten auf ihrer Terrasse und eines Bereiches des Grüns in dem die Kinderschaukel aufgestellt ist, spendet.

 

 

Abgesehen vom Nutzen macht dieser Baum einen Teil des Landhaus-Charmes ihres Gebäudes aus und das war einer der Gründe, warum sie es überhaupt gekauft haben, obwohl es sehr viel zu renovieren gab. Dass der Baum nun etwa einen Meter über ihrer Grundgrenze auf seiner Seite steht, haben sie schmerzlich festgestellt als der Zaun eingezogen wurde, doch dachte sich Lilly nicht, dass der Bauer, der seinen Nutzgrund, welcher links von ihrem Haus liegt, nicht nutzt, auch nie besucht hat, den steinalten Baum fällen würde.

 

 

Da er nicht reagiert auf ihren Gruß, tritt sie näher an ihn heran. Ihm fällt nichts anderes ein, als sie auf die Gefahr hinzuweisen, so nahe zu stehen, da er es nicht genau sagen kann, wohin der Stamm fallen wird. Die Birke fällt auf seine Seite.