kleines Äffchen

 

 

 

Als sie ihre jüngste Tochter betrachtet, fällt Lilly immer wieder die Dornröschen-Situation mit den drei guten Feen ein, bei Benitas Geburt, wo drei Krankenschwestern rund um sie standen und ihr keine vorgeatmet oder die Hand gehalten hat, weil sie eine Drittgebärende war. Dass es aber bei jeder Geburt, den Moment gibt, wo man einen Power-Schub gut brauchen kann, hat von denen keine bedacht. Im Gegenteil sie standen um ihren Unterkörper herum, die eine nippte sogar Espresso aus ihrer winzigen Tasse.

 

 

Ein junger Arzt, Dr. B., der dann dazu gestoßen ist, hat ihr gut zugeredet und Ruhe und Rhythmus für den Endspurt in die Sache gebracht. Als das Mädchen mit schwarzem Wuschelkopf, 4023 Kilogramm und 55 Zentimetern Größe aus dem Warmen rutschte, jubelte die eine Krankenschwester: "Ja! So groß!", die zweite: "Und so viele Haare!" und die dritte: "Und ein Määäädchen!"

 

 

Lilly war unendlich glücklich, da ihr bisher der Arzt nur so viel gesagt hatte: "Es wird, was sie sich wünschen." und natürlich konnte sie sich nur eine Schwester zu ihren Mädchen vorstellen. Sie hatte zuhause dann so viel Kraft, dass sie an der Sprossenwand, wo fleißig geklettert wurde im Kinderzimmer, auch selbst ihr Gewicht halten konnte und die Haare waren ein richtiger, dunkelbrauner Wuschelkopf, so trug sie schon als Baby süße Haarspangen und von der Cousine kam ein schicker Leo-Babystrampler, der ihr sehr gut passte.

 

 

Da schon ein großer Bestand an Kinderkleidung und Spielzeug vorhanden war, bekam sie hin und wieder so richtige Luxusmarken dazu, wie diesen entzückenden, pinken Kenzo-Dreiteiler, den sie nun gerade im Zoo Schmiding aufträgt, weil es da nun Giraffen gibt, die Lilly und ihre Freundin unbedingt mit den Kindern sehen will. Dort kann man sich überhaupt gut aufhalten, zwischen Kletterpark und Trampolin-Anlage.

 

 

Nach einem Imbiss sucht sie ihre Abenteurerin und erkennt lange nicht, dass diese am obersten Wipfel eines sehr hohen Baumes steht und die Freiheit genießt. Ihr türkises Outfit hat sie im Geäst verraten. Als sie sieht, wie weit diese nach oben geklettert ist, tut Lilly so, als hätte sie nichts gesehen, damit nicht ihre Freundinnen, die gerade mit ihren Kindern und den Getränken beschäftigt sind, einen kollektiven Panik-Anfall bekommen.

 

 

Sie spaziert unter den Baum, als wäre nichts und winkt ihrem Kind runterzukommen, die erst jetzt bemerkt, dass dies schwieriger ist, als hochklettern. Lilly positioniert sich darunter um sie aufzufangen, falls etwas schief gehen sollte und atmet erst wieder richtig durch, als sie heil festen Boden unter ihren Füßen erreicht hat.

 

 

Abschied nehmen von den Spielgefährtinnen ist nie leicht und täglich mit einer Vereinbarung für den nächsten Tag verbunden, wo es wieder etwas zu erleben gibt, sei es in privaten Gärten, Freibädern, Kunst-, Musik- oder Tanzkursen, bis es alle drei sichere Schwimmerinnen sind - dann geht es jedes fast jeden Tag an den Attersee mit flachem Ufer und aufblasbaren Booten.