Und in Las Vegas geheiratet

 

 

Von Miami geht es mit Delta-Airlines direkt nach Kalifornien. Gleich am Flughafen im erdbebengeschüttelten San Franzisco spricht sie ein Typ mit schulterlangem, mausbraunem Haar, Hippy-Outfit und langem Nagel am kleinen Finger an, ob sie ein Hotel suchen. "Ja, tun wir."

 

Lilly steckt den Folder für Übernachtungsmöglichkeiten wieder zurück in die Halterung und sie steigen zusammen in einen stilechten, auch mausbraunen Ami-Schlitten, ohne Kopfstützen, ohne Gurte, dafür mit schunkelnder Karosserie und einer riesigen Motorhaube, der sie gleich mal auf 90-Grad-winkeligen und kerzengeraden Straßen, steil bergauf und wieder runter, durch die halbe Stadt fährt - vorbei an den vereinzelten Wolkenkratzern in der City in ein richtiges "Straßen von San Franzisco"-Viertel - China-Town.

 

 

Das in die Jahre gekommene Hotel hat Gitter am Lift, das Fenster, durch welches unaufhörliches, intensives Geheul der Polizeisirenen dringt, bietet Aussicht in eine Häuserschlucht, wo sich jetzt gleich mal ein Gangster verirren könnte, der vor ein paar Cops davon läuft und auf eine Mauer des nächsten Hauses. "Ok.", sie lässt die Reisetasche und Jacke auf das Bett fallen und will sich erst mal frisch machen. "Hey, guck dir das an."

 

 

Die Armaturen am Waschbecken sind links und rechts am Beckenrand angebracht - eine kalt und eine heiß. "Und jetzt?". "Egal, was schauen wir uns noch an heute?", fragt er interessiert. Kurz darauf haben sie sich von China Town zur Lombard Street durchgefragt und festgestellt, dass diese etwas länger ist, als der berühmte, kurvenreiche Abschnitt am Russian Hill. "27 Prozent Steigung.", seufzt Lilly beim Anstieg über die Treppen und fragt sich, wie man hier mit dem Auto oder Bike runterkommen soll - doch wie sie beobachtet, klappt dies tatsächlich und die Aussicht auf die linealgeraden Straßen der Stadt ist fantastisch.

 

Ein Stück weiter trippeln sie dann die Filbert Street wieder runter, was nicht leicht ist, bei 31 Prozent Gefälle, doch es musste sein, denn diese Straße und effekthaschende Autosprünge hat Lilly in so vielen Action-Verfolgungsjagden in Filmen gesehen. Lilly springt stilecht von außen an die Cable Car, wo schon andere an den Griffen "hingen", wie an einem indischen Zug und die Fahrtluft genießen und sich in Nähe der Bucht bringen lassen.

 

 

Dort gibt es ein Waxmuseum direkt an der Fisherman´s Wharf, wo sie sich sehr lange aufhalten mit allen Superstars, die auf Filmleinwänden zu sehen sind und waren. Im Laden nebenan hält nur er sich länger auf, denn da gibt es Ledergürtel, Lederstiefel und -jacken im Westernstil und als er rauskommt ein paar weniger im Laden. "Passen dir gut, aber jetzt bist du noch größer."

 

Die alten Schuhe nimmt er gleich gar nicht mehr mit und so geht's jetzt zurück zu Fuß bis China-Town und das Leder und seine Füße sind garantiert eingelaufen, als sie der Lärm, das Streiten und Herumschreien auf der Straße und so manche Klänge aus Karaokebars heißen sie `Willkommen` in der Grant Avenue.

Rumms... "Das passt so.", meint er, als er das Gitter zu schiebt, hinter dem sich Lilly gerade in einer der engen Zellen auf der Gefängnisinsel Alcatraz umsieht. Er fotografiert sie, lacht und geht weiter. "Na, wenigstens einer hat seinen Spaß.". Sie findet es eher furchteinflößend hier in diesem alten Gemäuer auf dem Felsen mitten im Meer vor San Franzisco.

 

 

"Ist alles ein wenig Monte Christo hier.", findet sie bisschen traurig, während ihr Blick über die Brüstung die Felsen an der Küste der Insel, die steil in den tiefen, wilden, dunklen Ozean abfällt und es weit zum Schwimmen wäre bis zum Festland. Sie dreht sich um und sieht den Leuchtturm, der das erste Bauwerk auf der Insel war. Zu den rund 300 Gefangenen auf der Insel kamen auch Wärter mit Frauen und Kindern, insgesamt ebenso viele, die auch hier lebten.

 

Lilly hat die Kopfhörer ihres Audiogerätes an und sitzt auf einer der hüfthohen, weißen Stufen am Hang im Gefängnishof, auf die die Sonne scheint - sie legt sich am Rücken und überlegt, wie es hier so war - abgeschnitten von der restlichen Welt auf einem Felsen, aber bevor sie völlig in Melancholie mit Blick auf den Wachturm versinkt, ruft er sie auf die Beine zur Abfahrt.

 

 

Im Hafen warten historische Segelschiffe und begehbare Dreimaster und Seelöwen, die sich auf wässrigen Steinen aneinandergereiht den Fotoapparaten der begeisterten Touristen widmen, nachdem sie das bekannte übergroße Steuerrad mit Krabbenlogo in der Mitte zum Pier 39 hinter sich gelassen haben. Auf der modernen Fähre hat sie sich wohler gefühlt als auf dem Holzplankenbau mit Segeln über ihrem Kopf, doch bietet der Besitzer in seinem Mini-Restaurant frischeste Meeresfrüchteplatten an und da mussten sie hin.

 

Die Muscheln scheint er frisch gefangen zu haben und direkt aus dem grünen Netz, dass gerade aus dem Meer gezogen wurde, zu servieren und kombiniert mit Scampi und Langusten, Zitronenscheiben, hausgemachten Saucen und knusprigem, noch warmen Brot ist der kulinarische Genuss unübertrefflich. Von ihrem Tischchen aus haben sie Sicht auf die Bay und den aufziehenden, typischen Frisco-Nebel, den Lilly aus vielen Bildern kennt, aber nicht dachte, dass sich dieser so über die Buch legen kann.

 

 

"Und am Festland scheint die Sonne.", staunt sie über die Laune des Wetters in dieser beschützten oder eingekesselten Bucht, je nachdem wie man es sehen will. Die Seelöwen direkt vor dem Dreimaster lassen sich nicht stören, stupsen ihre behaarten Nasen, hin und wieder lässt sich eines der Tiere ins Wasser gleiten und zappelt an einer flacheren Stelle wieder hoch auf den Felsen und robbt auf den warmen Bootssteg.

 

Die heiteren, aber lauten Rufe der Tiere halten Lilly auch nicht vom leckeren Essen ab. Von der Golden Gate Bridge ist bald nicht mehr viel zu sehen als die oberen Spitzen der roten Pfeiler der ehemals längsten Hängebrücke der Welt. "Wird wohl nichts mit einem Brückenfoto.". Sie schlüpft in ihre Jacke, um den unvergesslichen Abend zu verlängern so lange es geht.

 

 

 

Los Angeles und das Erste, was Lilly sieht ist ein Sport-Stadion und den blau-gelben Schriftzug eines schwedischen Einrichters auf einem ebenso großen, kantigen Gebäude zwischen einem verwirrenden Straßengeflecht mit kunstvoll geschwungenen Autobahnknoten, aber geraden Straßen. "Eins ist sicher, wir brauchen einen Mietwagen, weil das alles so weit verstreut ist."

 

LA ist mit 18 Millionen Einwohnern die zweitgrößte City der USA, aber längst nicht so viele Wolkenkratzer, wie in NY. "Hier gibt es Platz genug.", stellt Lilly fest, als sie in der Karte des Reiseführers "Stadt der Engel" die Sehenswürdigkeiten markiert, die sich kilometerweit voneinander befinden und weit verstreut sind in einem Gebiet, dass ein ganzes Bundesland sein könnte.

 

 

Abgesehen von den pazifischen Traumstränden, von denen sie so viel gehört und gesehen hat - in Musikvideos, Filmen und Serien - hat LA auch einen eigenen Fluss, der durch die Stadt fließt - den Los Angeles River. Venice Beach ist nun genauso, wie sie es sich vorgestellt hat - ein eigene Filmkulisse für sich. Santa Monica State Beach und Santa Monica Pier, aber am besten gefällt Lilly Malibu - es ist dort irgendwie einsam, aber edel.

 

Es scheint jede der King-Size-Villen einen eigenen Strandzugang zu haben und die Gebäude liegen weit auseinander. Die Möwen haben keine Scheu im Restaurant näher zu kommen und posen auf ihren schmalen und zerbrechlich wirkenden Beinchen im Gegensatz zu dem großen Körper und mächtiger Flügelspannweite, wenn man zum Fotografieren an den langen Steg geht, auf den Holz-Blöcken, die aus dem Wasser stehen.

 

 

Das Wasser hat etwas Geheimnisvolles, einen bezaubernden Schimmer auf den breiten, kräftigen Wellen des Pazifiks. Der Mond spiegelt sich im Meer, die Dimensionen wirken unendlich und am anderen Ende liegt Asien. "Jetzt sind wir wirklich hier.", himmelt sie nicht nur Malibu an, sondern auch ihren Begleiter.

 

In der Künstler- und Schauspieler- und größten Stadt Kaliforniens gibt es natürlich zuerst mal den Walk of Fame zu besichtigen und vor lauter Stars-suchen läuft Lilly fast gegen eine der Stangen am Bürgersteig. "Was für eine gute Idee für die Ewigkeit, oder?"

 

 

Plötzlich stehen sie vor einem riesigen, knallroten Portal, als wären sie in der Verbotenen Stadt angekommen und gucken erst mal, was das sein soll. "Sieht aus wie ein teures China-Restaurant.". "IMAX? Kino, also. Schön. Aber machen wir abends dann.". Sie lassen das eindrucksvolle Gebäude, dass seine Pracht einem erfolgreichen Goldgräber aus den Zwanziger-Jahren verdankt, links liegen und kämpfen sich bis zum Rodeo Drive und nach Beverly Hills durch.      

 

Sie finden zwar die Auffahrt zum Hollywood-Schriftzug nicht, aber dafür kaufen sie eine Map mit Star-Hauspositionen. Ungeschickterweise beginnen sie sofort begeistert mit Arnold Schwarzenegger, dessen Anwesen, von dem sie nur das riesige, weiße Zufahrtstor sehen, irgendwann am Ende des Sunset-Boulevard kommt - mit Hausnummer 10000.

 

 

Lilly weht leichter Wind vom Pazifik um die Nase. Subtropisch-mediterranes Klima macht in Los Angeles den Alltag und Strandmomente zu einem Genuss und genau wie in San Franzisco haben früher Goldfunde, die Menschen aus dem ganzen Land in den Westen gelockt und so haben sich inzwischen fast 4 Millionen Menschen verschiedenster kultureller Herkunft hier niedergelassen und die City zur zweitgrößten Stadt in den USA gemacht und die Greater Los Angeles Area als Metropolregion mit 17,8 Millionen Einwohnern zu einer Weltstadt.

 

 

Speziell sind hier die Santa-Ana-Winde, die die Temperaturen auf bis zu ungewöhnlichen 40 Grad ansteigen lassen, doch dieses meteorologische Phänomen bleibt ihnen zu der Zeit erspart. "Eines steht aber fest, der Smog ist purer Wahnsinn.", stellt Lilly fest, als sie vom Mount Wilson auf das unendliche Stadtgebiet blicken. "Merkst du doch nicht mehr hier mitten drinnen."

 

Am nächsten Abend wiederholen sie den Aufstieg und werden mit dem Schönsten belohnt, was Lilly jemals gesehen hat: Einem flachen, endlosen Tal voller Lichter und Flimmern. Die funkelnde Elektrizität liegt wie ein goldener Schleier auf der Ebene, die Straßen ziehen sich wie Lametta am Weihnachtsbaum gerade durch die Häuser.

 

 

"Pro Tag nur ein Museum, ok?". Er nickt, weil die massiven Eindrücke überragender Kunstwerke ihre stilistischen Fingerabdrücke in Auge und Gehirn zurücklassen, die auch erst verarbeitet werden müssen und die Wege weit sind. Alles ist größer und weiter - es gibt hier einfach unendlich viel Platz und das merkt man in jeder Hinsicht. Im größten Kunstmuseum, dem County Museum of Art, wartet eine Sammlung von mehr als 100000 Kunstwerken, die die Besucher durch die Zeit reisen lassen - danach reicht es Lilly vorerst mit spazieren und stehen.

 

Am Farmers Market geht es aber gleich weiter mit Schlendern und zwar durch ein buntes kulinarisches Sammelsurium an frischem Obst, Gemüse und allem was das Schlemmer-Herz begehrt und endlich ist ein Sitzplatz in Sicht. Gelegentlich gibt es hier TV-Promis zu sehen, erzählt ihr eine andere Besucherin und zeigt in eine Richtung, wo sich CBS einquartiert hat, was ihr aber gerade nicht so wichtig ist -sie will nur ihre Beine hochlegen.

 

 

"Hätte der Ölmilliardär nicht so viel Kunst gesammelt, würden wir jetzt am Strand liegen.", lacht Lilly auf dem Weg durch das J. Paul Getty Museum und wundert sich vor der Getty-Villa über den Reichtum, den es zu erlangen gibt, wenn man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist und so viel Glück hat, dass der Vater ein Land kauft, auf dem sich eine Ölquelle befindet. Bereits 1957 war er der reichste Amerikaner und 1966 der reichte Mensch der Welt und verkörpert den American Dream.

 

"Aber wenigstens hat er in Kunst investiert und für uns etwas übriggelassen.", resümiert Lilly und beide erholen sich vom Art-Schock im Griffith Observatorium, dass majestätisch als schneeweißer Prachtbau mit goldenen Kuppeln auf dem Mount Hollywood über der Stadt der Engel liegt.

 

 

Als Zentrum der amerikanischen TV- und Filmbranche, zu dem es sich seit 1910 entwickelt hat, beheimatet Los Angeles als Dream-Land die großen Serien- und Moviemaker wie Paramount und Sony Pictures, Universal Studios Hollywood und Warner Bros Filmstudios. Hier findet die Oscar-Verleihung statt und auf dem Red Carpet tummeln sich die Superstars, die auf Leinwänden und Fernsehbildschirmen in der ganzen Welt in die Herzen und Gehirne flimmern.

 

Für eine Cineastin ist hier der Olymp der Idole und Filmgötter, Drehbuchautoren, Filmemacher und natürlich der Leute, die einen Film möglich machen: Produzenten & Sponsoren. 1912 eröffnet Universal Studios Hollywood, entwickelt sich zu einem so großen Bereich, dass der bereits eine eigene Postleitzahl für die Universal City hat, wo man seine Fanpost für King Kong, Jurassic Park, Zurück in die Zukunft, dem Grinch oder die Mumie oder vielleicht einem der 300000 Schauspieler die in Los Angeles leben und auf ihren großen Durchbruch warten.

 

 

Im Jurassic Park bewegen sich Dinosaurier in Tropennachbildungen oder Gäste in Booten und zum Glück gibt es auch Terminator im 3D-Kino und Stuntshows auf brennenden Türmen und in Film-Städten. Die eine oder andere Filmwand, also eine bemalte Wand, die von vorne aussieht wie Häuserfassaden, glaub Lilly wiederzuerkennen.

 

Sie kaufen sich Mini-Oscars und sonstigen Movie-Schnick-Schnack und gucken abends "Das Schweigen der Lämmer" auf Amerikanisch, mit überdimensionalem Pop Corn und Coke, Lachen, Gruseln, Schrecken, Mitfiebern und sogar spontanes Klatschen in gelungenen Situationen, als wären die Schauspieler selbst anwesend.

 

 

"So macht Kino Spaß!", ist Lilly begeistert und die Tickets für Waynes-World sind schon gekauft. Vorher geht es aber durch einen großen Torbogen zu den Paramount Pictures, die sich 1912 hier angesiedelt haben, einen grandiosen Start hinlegten, mit Marlene Dietrich, Louise Brooks, später Der Pate, Star Trek, Forrest Gump uvm. rausbrachten. Lilly glaubt, dass der Wasserturm auch der ist, den Marilyn Monroe, als sie noch im Waisenhaus lebte, jeden Tag gesehen hat, wenn sie aus dem Fenster guckte.

 

 

Das Kino ruft und nach Lilly und viel Spaß, Lachen und Klatschen in Waynes World ist sie nur noch am Head-Bangen im Auto und lauter Musik bei offenem Fenster. Nach einem Rundgang durch die Warner Bros. Filmstudios, gehts ab nach Anaheim ins von Walt Disney 1955 gegründete Disneyland Resort, weil sie den Unterschied zu Orlando sehen wollen. Es sollte ein Ort geschaffen werden, an dem Kinder und Erwachsene zusammen Spaß haben können und dies ist gelungen.

 

Ihr kommt vor hier ist der Vergnügungs- und Abenteuerpark größer und das Frontierland hat es beiden angetan, wo ein Mississippi-Dampfer die Tom Sawyer Insel umrundet, oder eine Achterbahn durch eine Mine fährt. Abendessen gibt es im Restaurant des ebenfalls schon öfter als Filmkulisse genutzten, ehemaligen Passagierschiffes RMS Queen Mary, das fix im Long Beach liegt.

 

 

"Auf gehts.". Sie machen sich von der LA auf nach LV. Mitten im Death Valley saust ein Düsenjet hinter Lilly vom Berg kommend in einem langgezogenen, erdnahen Bogen über sie hinweg. Der Schall kommt zeitverzögert wie ein Knall in den Gehörgängen an. "Wuhh, was war das?". "F16.", weiß er, kauft an einer einzelnen Tankstelle eine Klapperschlange aus Holz, die sich von selbst bewegt und hält sie direkt vor ihre Hände. "Shit. Muss das sein?". "Ja.", lacht er, springt wieder, vollbepackt mit lecker Naschereien, vier, weißen Sandwich mit Schinken, Mais und Ei und einer großen Getränkeflasche für jeden ins Auto.

 

 

"Hier leben wohl nur Klapperschlangen und Skorpione - heißt nicht umsonst Death Valley.". Da sie immer noch nicht mit dem Mietwagen fahren darf, kann er es genießen am Steuer den langgezogenen Highway entlang, in dem schon David Lynch und so viele andere gefilmt haben. In der Ghost-Town scheint tatsächlich niemand zu leben und Lilly ist das zu gespenstisch, um auszusteigen und Fotos zu machen. "Fahr lieber weiter, wer weiß, wie lange das noch dauert?".

 

Im "in Flammen stehenden Boden" - wie die schon vor 9000 Jahren lebenden Indigene diese 3 Millionen Jahre alte Gegend nannten, möchte sie nicht im Dunkeln alleine sein auf dem California Highway 178. Das Badwater Basin liegt 85 Meter unter dem Meeresspiegel und ist der tiefste Punkt in Nordamerika. 

 

 

Dantes View. Zabriskie Point. Highway 190. 160. Plötzlich taucht ein Flimmern mitten in der Mojave-Wüste auf, je näher sie kommen, desto größer wird das bezaubernde Lichtermeer vor ihnen - ein einzigartiger Moment. Die  stundenlange Fahrt auf grauen in der Sonne flimmernden Endlos-Highways durch sandige Wüste hat das Auge nicht auf so ein helles, farbiges, blinkendes Eye-Candy vorbereitet und die weite, dunkle Leere drumherum lässt die lebendige Oase wie einen funkelnden, dynamischen Schatz wirken, der im Geist explodiert.

 

Sie nähern sich dem Glitzerwunder und während sie drinnen versinken und ein Teil davon werden, fühlen sich die Erlebnisimpulse gesättigt, zufrieden in den Bann des Lichter- und Luxusglamour gezogen - fast zu konträr zu dem elenden, unfruchtbaren und im Sommer heißesten Gebiet der Erde, durch das sie den ganzen Tag 1000 Meter tiefer unterwegs waren.

 

 

Nichts kann sie vom Las Vegas Strip losreißen, bis sie am Ende der City vor einem prächtigen Hotelkomplex stehen. "Excalibur? Da bleiben wir, ich glaube die Aussicht ist grandios von oben.", wünscht sich Lilly. Gesagt, getan und genauso ist es. Das Zimmerfenster liegt Richtung City und die Stadt liegt ihnen zu Füßen.

 

Im Erdgeschoß und einer Halbetage befindet sich ein Casino, wie es Lilly noch nicht mal in ihren Träumen gesehen hat - nebeneinander am einarmigen Banditen verkneift er sich, der aufreizenden Blondine mit der Bauchtrage Zigaretten abzukaufen und in dem Moment bimmelt Lillys Gerät, die Lampen blinken und vor ihr rattert es ganze, klimpernde Münzberge raus, die das goldene Fach überlaufen lassen.

 

 

Langsam cruisen die beiden über den Las Vegas Strip auf und ab, um das Bellagio, Mirage, Caesars Palace, Treasure Island und Golden Nugget aus der Nähe zu bewundern. "Den Stromverbrauch möchte ich wissen.", sinniert Lilly, als sie den Springbrunnen vorm Bellagio und die Beleuchtung des ganzen Gebäudes sieht, wie auch beim Caesars Palace - was als eigener kleiner Ort durchgehen würde - und den anderen mit Neonlichtern, Lampen, Showbühnen und Poolanlagen.

 

"Das zahlen die 40 Millionen Gäste.", erinnert er sie daran, diese Zahl mit dem durchschnittlichen Bettenpreis zu multiplizieren. Sie hat noch den Gewinn vom Vortag gewechselt in ihrer Geldbörse und es geht ab in die Shopping-Mall. Bei GAP sieht sie eine weiße Bluse mit Perlenfransen im Westernstil und findet, dass die gut zu ihren Jeans und Boots passt, wenn sie heute hier in Nevada heiratet, deshalb halten sie auch noch Ausschau nach einer schönen Wedding Chapel.

 

Überzeugt hat sie die Little White Wedding Chapel mit ihrem verspielten, aber klar weißem Stil und den zwei roten Herzen, ja und auch, wer denn hier schon aller sein Ja-Wort gegeben hat und wie nett die Dame war, die durch die Räume führte. Vorher müssen sie zu einem Amt, um sich im tischgroßen und dezimeterdicken Buch einzutragen.

 

 

Die Frau Referent trifft ein, was Lilly für ungewöhnlich, aber auch modern hält, die Inhaberin ist Trauzeugin. Nun stehen sie da nebeneinander und müssen jeden einzelnen Satz der Rede nachsagen. Er muss sich einmal über die Augen streichen, doch für sie ist er groß, kräftig, beliebt und tüchtig und macht sie stolz.

 

Sie werden fotografiert, ohne es zu merken, was ihnen später nach Europa zugeschickt wird. Ausgehändigt wird ein weiß-goldenes Marriage-Certificate und als sie die Wedding Chapel verlassen, wieder unter freiem Himmel sind, auf diesem heißen Las-Vegas-Pflaster, sind sie Mann und Frau. Sie lacht: "Ich dachte, wir müssen einfach nur `Ja`sagen.". "Ja, ich auch."

 

"Fahren wir jetzt?". Die beiden Reisetaschen sind schon im Auto und auf der Ansichtskarte aus Las Vegas - sie schickt von jedem Ort eine nach Hause - steht: "Wir kommen verheiratet und du Dritt nach Hause.". Außer der Formalitäten hat sich nichts verändert - es ist alles, wie beim ersten Treffen - harmonisch, fürsorglich und selbstverständlich.

 

 

"Lake Isabella? Ist ja witzig.". Sie würde gern schon wieder eine Karte schreiben - an ihre Schwester Isabella, ist aber damit beschäftigt, ihn zu beobachten, wie er nun im Dunkeln nach Los Angeles zurückfindet. Am Flughafen wollen sie noch mit einem Glas kalifornischem Rotwein anstoßen, doch Lilly ordert versehentlich eine Flasche, die zu teuer ist, um alles stehen zu lassen. Bei dem tollen Ausblick aus diesem futuristischen, spinnenartigen Gebäude fällt ihm ein: "Ich muss noch den Mietwagen zurückbringen. Die kannst du jetzt allein austrinken!" und lacht, als er sie die Treppen zum Flugzeugeinstieg etwas wackelig raufgeleitet und sie die Stunden bis Hawaii schläft.

 

   

Honolulu zwischen Diamond Head und dem Strand der geschützten Bucht - wahnsinnig schöner Anblick beim tiefen Anflug auf die Insel. Lilly klebt an der Fensterscheibe und versucht Oahu mit dem Fotoapparat festzuhalten. Die Begrüßung am Flughafen ist ein Tanz von Frauen mit Blumenketten um den Hals und am Kopf und grünen Röcken nach tropischen Klängen. Jedem Ankommenden wird bei Wunsch eine der Blumenketten um den Hals gelegt.

 

Der Mietwagen für die nächsten Wochen bringt sie nach Waikiki, nach einem Halt im Ala Moana-Shopping Center, das im Zentrum einen großen Platz hat mit Tischen und Sitzgelegenheiten und an den Rändern verschiedenste kulinarische Spezialitäten-Angebote. Als sie im Hotel ankommen, muss der knallrote Mustang im Parkhaus platziert werden, wo er mit seinen 12-Zylinder-Motor raufdröhnt.

 

 

"Die hören jetzt immer, ob wir ankommen oder wegfahren.", lacht sie über seine Autowahl, als sie das Dach öffnen und sich auf den Weg zum Militärhafen der US Navy Pearl Harbour machen und dabei die tropische Luft in Gesicht und Haaren genießen. Die Insel hat an ihrer 336 Kilometer langen Küstenlinie bestimmt viele mehr in der Natur gelegene, lange Sandstrände - ein hübscher, der nicht so weit entfernt ist, liegt vor dem Hilton, wo sie ihm dann doch zu lange bequem am Handtuch liegt und er sie mitsamt diesem in die flachen, warmen Wellen des Ozeans zieht.