lebensretter

 

 

"Die Wohnung wird auf Dauer zu teuer.", stellt sie nach wunderbaren Monaten mit zentral gelegener Altstadtwohnung fest. "Und es bleibt nichts davon.", bestätigt er ihre Bedenken. Das ist es, was ihn und seine gesamte Familie von Beginn an ein wenig gestört hat an der Mietwohnung. "Zeit für Veränderung.". Sie blättert in der Zeitung und stößt auf eine Anzeige in der Rubik: Häuser und Grundstücke. "Hör mal: Haus, 1,9 Mio., 2000 m2 Grund.". Er ist interessiert und reißt sich die halbe Seite ab.

 

 

Weil es für das Freibad noch zu kühl ist, packen Lilly die bald einjährige, fröhliche kleine, lockige Tochter in ihre rosafarbene Outdoor-Dress mit ebensolchen Mützchen, die ihr nicht mehr lange passen werden, weil sie inzwischen schon erste Gehversuche startet, nicht mehr im Kinderwagen sitzen will, deswegen auch heute getragen wird.

 

 

Als Lilly auf kleinem, weißen Kies an dem schönen, sonnigen Nachmittag durch den Park vor dem kleinen Schlösschen den Kinderwagen dem gepflasterten Weg durch die Altstadt entgegenschieben, knickt plötzlich aus irgendeinem Grund die Schilderstange am Wegesrand um und rast mit den geraden, scharfen Kanten des Fußgängerschildes auf Lillys Kopf zu. Sie sieht das nicht kommen, weil sie beschäftigt ist, den Kinderwagen beschwerlich durch die winzigen Steine zu rollen.

 

 

Er hüpft an ihre Seite und fängt mit der Hand, in der er kein Kind trägt, das Unglück über ihrem Oberkopf ab. "Wtf!". Ihr bleibt das Herz stehen. "Stell dir vor, die Kante donnert auf den Kinderwagen und die sitzt da drinnen.", zieht sie Resümee der Rettungsaktion und ihr wird kurz schlecht bei der Vorstellung plötzlich mit gespaltenem Schädel an den Griffen des blauen Wagens zu stehen.

 

 

Er wirft die Todes-Stange ins gepflegte Grün des Parkes und da liegt das Teil nun zwischen den liebevoll angelegten, bunten und duftenden Blumenreihen. Wie stolz sie auf ihren Traummann ist und froh, dass sie ihn schnell geheiratet hat, da er zuvor 6 Jahre lang eine sehr offensive, divenhafte Freundin hat, die nun immer noch die Schwester seines besten Freundes ist und sie einmal - noch vor den Kindern - im In-Lokal zufällig dazu kam, wie sie ihn bedrängt hat.

 

 

Auch diese Situation ging galant an ihnen vorüber, da er, ohne zu wissen, dass Lilly schon in der Tür steht, diese lockige Dame mit den großen, verführerischen Lippen ignoriert, ja fast überrannt hat im Vorbeigehen. Sie kann sich also auf ihn verlassen und das fühlt sich gut an.

 

 

Nun steht sie etwas starr am Kies. "Hörst du das?", fragt er anregend. "Ne, was?". Sie beginnt den Wagen wieder weiter zu rollen. "Der Eisladen ruft.". "Echt? Ja, jetzt hör ich es auch.", lacht sie erheitert und genießt den übergroßen Eisbecher mit vielen Vanille-Eis, Himbeeren, Schlagsahne mit leckeren, knusprigen Waffelherzchen im Eissalon, der nur im Sommer hier residiert und immer so viel los ist, dass die Leute, sogar im Auto direkt davor parken und Eis auf dem Gehweg oder im Fahrzeug genießen, weil keine Sitzplätze frei sind.